Vor diesem Hintergrund als erfreuliche Ausnahme sind die Gedankenwelt von Clara Schlaffhorst und Hedwig Andersen und ihre Entwicklungen in zahlreichen Vorträgen und Originalquellen dokumentiert. Der Beginn der gemeinsamen Arbeit der beiden Musik- und Atemlehrerinnen, die sich 1898 in Berlin niederließen, war die von ihnen 1897 übersetzte Ausgabe von Leo Koflers “The Art of Breathing“.

Sie gründeten 1910 eine Schule in Potsdam zwecks Ausbildung von Lehrkräften für Atemkunst und Atemgymnastik. Diese wurde mehr und mehr bekannt und fand Zuspruch, nachdem sie dann 1916 nach Rotenburg an der Fulda verlegt wurde. Ebenda fanden dann auch die Arbeitswochen in der „Rotenburger Schule für Atmungs-, Sprech- und Gesangskunst„ statt.

Die Gründung des Vereins...

Schon im Sommer 1926 traten sie mit den Ergebnissen ihrer Forschung auf dem Gebiet der Atmung , Stimme und Bewegung in einer Tagung der „Rotenburger Woche“ an die Öffentlichkeit. Im Anschluss an diese Tagung wurde der Verein unter dem Namen “Gesellschaft der Freunde der Schule Schlaffhorst-Andersen“ gegründet.

Die Gesellschaft der Freunde der Schule Schlaffhorst-Andersen machte es sich zum Ziel, die Arbeit der Rotenburger Schule (Schlaffhorst- Andersen) zu fördern. Sie wollten Lehrer*innen, Ärzt*innen, Musiker*innen, Behörden u.a. für die Rotenburger Schule interessieren und interessierten jungen Anwärter*innen die Ausbildung ermöglichen. Das Mutterhaus und die Versuchsschule sollte räumlich erweitert werden und somit die Möglichkeit geschaffen werden, diese Arbeit mit Tagungen, Chorkonzerten, Vorträgen u.ä. weiten Kreisen bekannt zu machen. Durch Herausgabe einer Zeitschrift und größere Chorreisen wurde die Öffentlichkeitsarbeit intensiviert.

Die Schule wurde 1926 nach Hustedt bei Celle verlegt und neben diesem Haupthaus gab es an weiteren Standorten 4 „Zweigschulen“ und inzwischen etwa 20 selbständige Lehrkräfte.
Interne Auseinandersetzungen in der GdF (Gesellschaft der Freunde) setzten in den 30er Jahren ein, kontrovers diskutiert wurde das Anliegen der GdF , sich an den finanziellen Risiken der Schule zu beteiligen. 1937 wurde dann festgelegt, dass der Vorstand alle Maßnahmen im ausdrücklichen Einverständnis der Fräulein Schlaffhorst und Andersen treffen werde und mit Rat zur Seite stehe. Konkret bestehe die Aufgabe des Vorstandes u.a. darin, Clara Schlaffhorst die Wege für ihre schöpferischen Tätigkeiten zu ebnen, ihr Rückhalt zu geben, und ihr Menschen zu vermitteln, mit denen sie arbeiten kann.
Unterschiedliche Einstellungen von Chormitgliedern zur GdF führten zu Standpunktklärungen aller beteiligten Interessengruppen; die GdF übernahm die wirtschaftliche Verpflichtung für den Chor und auch pachtweise die Wirtschaft des Haupthauses in Hustedt. In der Folge wurde die Gesellschaft zunehmend mittellos.

Nach Kriegsbeginn entwickelte der Vorstand der GdF, vertreten durch Gräfin Bredow, einen Plan für die Übersiedelung der Schule ins Gut Seefeld in Pommern.
C. Schlaffhorst und H. Andersen wurden nicht gefragt, reagierten mit Ambivalenzen, einerseits übergangen worden zu sein und andererseits der GdF und besonders der Gräfin Bredow dankbar sein zu müssen, da sie das Werk, die Freude und die Schätze der Atem- und Stimmarbeit für die Nachwelt erhalte.
Trotz dieser Schwierigkeiten und der Kriegswirren haben Clara Schlaffhorst und Hedwig Andersen ihre Arbeit stetig weiterentwickelt.

Clara Schlaffhorst starb in Seefeld am 17.2.1945, Hedwig Andersen übernahm als Alleinerbin die anteilsmäßigen Rechte an den gemeinsamen Verlagsrechten und am Schulinventar. Den schriftlichen Nachlass in Form eines Tagebuches erbte Clara Schlaffhorsts Schwester.
Lehrerinnen und Schülerinnen flohen in den Westen.

Nach dem Krieg...

Unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg suchte der Vorstand der GdF einen neuen Schulstandort; Gräfin Bredow strebte die Verbindung mit einem Gutsbetrieb im Raum Hannover an. Hedwig Andersen missfiel an diesem Projekt die Ausrichtung auf das Pädagogische und die Vernachlässigung des Künstlerisch- Musikalischen und hegte Bedenken gegen die Rolle von Gräfin Bredow beim Neustart der Schule.
Um ein Gegengewicht zu den aus ihrer Sicht ungestümen Bestrebungen von Gräfin Bredow zu schaffen, regte Hedwig Andersen die Gründung eines Komitees aus der gesamten Lehrerschaft an, das die Entwicklung der Schule mitbestimmen und beeinflussen könne. So wurde am 19.04.1949 die „Lehrervereinigung der Gesamtschule Schlaffhorst-Andersen“ gegründet.

Die GdF hingegen, bestehend aus Schülern und deren Eltern, und Gästen der Schule, Patienten und Klienten und den selbständig und angestellt arbeitenden Atem-, Sprech- und Stimmlehrerinnen erfüllte weiterhin ihre Aufgabe, die Schule wirtschaftlich zu tragen. Zunächst in Lieme/Lippe und dann in Eldingen.

Hedwig Andersen verstarb am 28.03.1957 in Eutin-Schönborn, wo sie die Jahre nach der Flucht aus Seefeld verbracht hatte. Dem Verein GdF vermachte sie die Rechte an ihren schriftlichen Veröffentlichungen.

Inzwischen...

1977 gab der Verein aus finanzwirtschaftlichen Gründen die wirtschaftliche Trägerschaft an das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland ab.

Der Verein nennt sich heute „Freundeskreis der Schule Schlaffhorst – Andersen e.V.“ und verfolgt weiterhin auf vielfältige Weise das Ziel, das Werk Schlaffhorst – Andersen zu fördern.

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